Job-Gespräch: kennst du die Tricks?
Vor ein paar Tagen kam ich auf einer Netzwerkveranstaltung mit Silvia ins Gespräch. Sie war unzufrieden in ihrem Job als SAP-Beraterin – naja, eigentlich ist sie eher „Mädchen für alles“ in der Firma. Wenn nicht genug Kunden Support brauchen, macht sie auch Buchhaltung, unterstützt im Einkauf und bei anderen Bürotätigkeiten. Vor drei Jahren hat sie zuletzt versucht, ihren Chef von einer Gehaltserhöhung zu überzeugen. In dem kurzen Gespräch habe sie sich „wie ein Mäuschen“ gefühlt. Der Chef habe sie schnell „abblitzen“ lassen. Mehr Geld sei nicht drin und sie sei ja auch 15 Tage krank gewesen im letzten Jahr.
Als ich nachfragte, welche Argumente Silvia parat hatte, wurde mir klar, dass sie es ihrem Chef zu leicht macht, sie abblitzen zu lassen.
Geht es dir wie Silvia? Dann bereite dich gut auf solche Gespräche vor. Hier ein paar Tipps:
Vorbereitung: Was läuft gut? Wo hakt es? Mache dir unbedingt schriftliche Notizen. Und habe konkrete Beispiele aus dem Arbeitsalltag parat, anhand denen du gute Leistungen präsentieren kannst, etwa: „Gestern habe ich fristgerecht die Datei mit den 180 Kundenkontakten fertiggestellt und Kollege Müller geschickt.“
Erfolgsliste: Deine guten Leistungen sind das A&O deiner Argumentation. Lege dabei den Fokus auf den Nutzen deiner Erfolge für das Unternehmen, am besten durch Zahlen untermauert (X Kunden gewonnen, X% Umsatz gesteigert). Bei Teamerfolgen sollte der Fokus auf dem eigenen Part liegen.
Kritik widerlegen: Lass dich auf keinen Fall einschüchtern. Du darfst durchaus höflich parieren: „Das überrascht mich jetzt! Woran machen Sie meine Defizite konkret fest? Was wären für Sie Merkmale, dass meine Leistung angemessen ist?“ Die Beweise für deine eigene – bessere – Einschätzung musst du natürlich liefern können. Lief doch mal etwas nicht rund, setze ihn/sie ins Bild: „Ich wurde mit Aufgabe X nicht rechtzeitig fertig, da ich bei Projekt Y für Kollegin Meier eingesprungen bin.“
Führungsstil: Hat der Chef/die Chefin selbst Anteil an Leistungsschwächen – zum Beispiel bei einer ganz neuen Aufgabe – ist ein höflicher Hinweis ok. Bleib bei den Formulierungen immer bei dir: „Es hilft mir sehr, neue Aufgaben zu erledigen, wenn ich Orientierungshilfen bekomme – so wie damals, als Sie mir das Beispielkonzept zur Verfügung gestellt haben.“
Sachlichkeit: Egal, ob es um Erfolge oder Fehler, um Erfahrungen oder Ziele geht: Immer schön sachlich bleiben. Insbesondere, wenn du Gründe für dein Verhalten oder deine Wünsche nennst, sollten Emotionen tabu sein.
Abschluss: Ein effizientes Feedbackgespräch endet immer mit konkreten Vereinbarungen, wie es weitergeht und was wichtig ist – für beide Seiten.
Viel Erfolg beim Gespräch!


