Wer mit 50+ eine Absage nach der anderen bekommt, zieht den scheinbar logischen Schluss: Ich bin zu alt! Auch für Tanja Berger* konnte nur das Alter der Grund dafür sein, dass sie auf mehr als 25 Bewerbungen keine einzige Einladung bekam. Doch dann machte die 57-jährige Personalentwicklerin ein Coaching bei econnects® und hatte am Ende die Wahl zwischen mehreren Angeboten. Ihre Erfolgsgeschichte erzählt sie im Interview
Wie ging es Ihnen, als Sie bei econnects gestartet sind?
Tanja Berger: Ich war mutlos und völlig desillusioniert. Ich hatte mehr als zwei Dutzend Bewerbungen verschickt und 100 Prozent Absagen bekommen. Das war eine neue Erfahrung für mich und ich hatte keine Idee, wie ich aus dieser Situation herauskommen könnte.
Warum empfanden Sie Ihre Lage als so aussichtslos?
In früheren Bewerbungsprozessen hatte ich immer Einladungen bekommen. Und wenn ich es erst ins persönliche Gespräch geschafft hatte, bekam ich meistens den Job. Mein Lebenslauf war der gleiche, plus mehr Erfahrung – warum sollte das plötzlich nicht mehr überzeugen? Dafür konnte es ja nur einen Grund geben: das Alter! Und meine Vermutung wurde mir ja auch von mehreren Seiten bestätigt.
Das heißt, auch andere sagten, Sie seien zu alt?
Naja, ein Bekannter in hoher Position im HR-Bereich hat es mir indirekt bestätigt. Aber vor allem kannte ich es ja selbst aus dem Recruiting: Ich habe zuletzt im Personalmarketing gearbeitet und da war es gang und gäbe, ältere Kandidat:innen auszuschließen – ohne näher auf ihre Qualifikationen zu schauen.
Was haben Sie sich von der Coaching-Maßnahme erhofft?
Ehrlich gesagt wenig, zumal ich schon eine schlechte Erfahrung hinter mir hatte. Da hatte ich einem Coach erzählt, dass ich den Eindruck habe, aufgrund meines Alters nur Absagen zu bekommen. Er antwortete: „Und glauben Sie, dass ich das ändern kann?“ Danach war ich natürlich noch frustrierter.
Wie lief es dann bei econnects®?
Es gab schon im ersten Gespräch mit Annemette ter Horst einen Aha-Effekt. Ich wusste ja, dass Coaching nicht bedeutet, Ratschläge von außen zu bekommen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Dass man also mit Hilfe der Fragen seine Antworten selbst finden soll. Ich war aber sicher, dass ich keine Antworten mehr finden würde. Ich war mit allen Fragen und Antworten durch. Frau ter Horst sagte mir dann, sie sei ja Karriereberaterin und würde mir deshalb Antworten geben. Sie würde mir sagen, wo ich auf dem Holzweg bin. Da war ich unglaublich erleichtert. Insgesamt hatte ich bei ihr nie das Gefühl, eine Nummer von vielen zu sein.
Und wo waren Sie auf dem Holzweg?
Eine Sache war mein Geburtsdatum: Das stand bisher in meinen Bewerbungen gleich ganz oben auf der ersten Seite. Doch damit würde ich ja mein Alter noch betonen und einen völlig falschen Fokus setzen, sagte Frau ter Horst. Verrückt, dass ich da nicht selbst draufgekommen bin. Aber ich dachte halt, das macht man so. Außerdem machte sie mich darauf aufmerksam, dass ich bei der Jobsuche immer nur meine Perspektive eingenommen hatte – nicht die der Arbeitgeber. Ich sollte mich aber ab jetzt lieber fragen, wer genau so jemanden wie mich und meine Fähigkeiten braucht und sucht.
Haben Sie das früher nicht gemacht?
Naja, ich hatte mich natürlich schon auf Stellen beworben, bei denen ich die meisten fachlichen Anforderungen erfüllte. Aber da waren auch viele große Unternehmen dabei, die tatsächlich gezielt nach jungen Talenten suchen, die sie entwickeln wollen. Da hatte ich von vornherein schlechte Karten.
Das klingt jetzt aber doch nach Alters-Nachteil?
Ja, es gibt Positionen, bei denen tatsächlich ältere Bewerber:innen schlechtere Chancen haben. Das weiß auch Frau ter Horst. Aber sie sagte, dann muss ich mich eben dort bewerben, wo dieser Nachteil nicht besteht. Wo auf Erfahrung gesetzt wird. In meinem Fall sind das mittelständische Unternehmen und NGOs.
Und das brachte die Wende?
Ja, aber nicht das allein. Wir haben auch meine Bewerbungsunterlagen komplett überarbeitet. Bisher hatte mein Lebenslauf nur gezeigt, auf welchen Stellen ich für was zuständig war. Aber nicht, was ich erreicht und bewirkt hatte. Genau das macht aber den entscheidenden Unterschied, erklärte mir Frau ter Horst. Diese Erfolge zu sammeln und mit Daten und Fakten auf den Punkt zu bringen, war wirklich eine Herausforderung! Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Am Ende ist es mir gelungen, meine für die Wunschposition relevanten Leistungen auf ungewöhnliche und kreative Weise darzustellen. Die neue Bewerbung habe ich dann nur noch ganz gezielt an einige Unternehmen geschickt. Die Trefferquote ging sofort nach oben. Am Ende war ich bei vier Unternehmen in Gesprächen und konnte zwischen zwei konkreten Angeboten auswählen. Das Alter ist eben nicht der allein entscheidende Faktor.
Wie fühlte sich das an?
Ich war unheimlich erleichtert und nach dem absoluten beruflichen Nullpunkt wieder fröhlich und zuversichtlich.
Welches besondere Learning haben Sie aus der Karriereberatung mitgenommen?
Mein größter Irrtum war zu glauben: Wenn sehr viele Bewerbungen keinen Erfolg haben – wie soll ich dann mit wenigen bessere Chancen haben? Aber tatsächlich war weniger mehr, mit der richtigen Strategie!
*Name von der Redaktion geändert