Redest du dich auch klein?
entschuldige die Störung, aber ich muss dich jetzt mit diesem Newsletter von dem ablenken, womit du gerade beschäftigt bist. Wie klingt das für dich? Ärgerst du dich über die Störung oder freust du dich, dass ich höflich bei dir „anklopfe“? Ich bin gerade selbst von einem Newsletter abgelenkt worden. Er kam vom m-vg-Verlag, in dem noch im November ein neues Buch erscheint: „Um ehrlich zu sein…“, heißt es. Darin erklärt der Autor, der italienische Sprachexperte Paolo Borzacchiello, viele Formulierungen und Floskeln, mit denen wir uns selbst schaden. Dazu gehören zum Beispiel auch „Ich habe eine dumme Frage“ und „Um ehrlich zu sein“.Ich habe mich in diesem Fall sogar über die Newsletter-Störung gefreut, denn die Wirkung von Sprache finde ich total spannend. Sie spielt auch im Coaching eine große Rolle. Worte lösen nicht nur beim Empfänger Gefühle aus, sondern machen auch deutlich, was der Sprecher fühlt und denkt. Besonders auffällig ist das beim Thema Selbstsicherheit. Als Coach erlebe ich sehr oft, wie stark Sprache Unsicherheit widerspiegelt, ohne dass der Sprecher oder die Sprecherin das selbst erkennt. Das ist natürlich im Bewerbungsprozess besonders ungünstig. Deshalb arbeiten wir auch an der Sprache. Es gibt sehr viele Schlüsselwörter und -formulierungen, die Unsicherheit signalisieren. Hier sind einige Beispiele:
- Füllwörter: „Ähm, ich denke, dass wir vielleicht diese Strategie ausprobieren sollten.“
- Modalverben: „Wir könnten versuchen, das Meeting zu verschieben.“
- Relativieren: „Es ist nur so eine Idee, aber vielleicht sollten wir das anders machen.“
- Frageformulierungen: „Wäre es nicht besser, wenn wir das anders machen würden?“
- „Man“ statt „ich“ oder „wir“: „Man könnte überlegen, ob das so funktioniert.“
- Unbestimmte Zeitangaben: „Irgendwann sollten wir damit anfangen.“
- Vorsichtige Adjektive und Adverbien: „Das ist eventuell eine ziemlich gute Idee.“
Achte doch mal darauf, ob sich auch Füllwörter, Konjunktive, Relativierungen & Co. in deine Sprache einschleichen? Das Spannende ist: Was wir glauben, beeinflusst nicht nur unsere Sprache, sondern umgekehrt hat auch die Sprache Einfluss auf unser Denken. Wenn du dir also eine klare, kraftvolle Sprache angewöhnst, kann das Stück für Stück auch deine innere Haltung stärken.
Viel Erfolg!