Die meisten Menschen denken, dass Vorstellungsgespräche eine Blackbox sind. Aber nein, das ist nicht so. Es gibt einige sich immer wiederholende Fragen, auf die sich Bewerber:innen gut vorbereiten sollten. 7 davon nehme ich hier unter die Lupe und verrate, mit welchen Antworten Sie überzeugen
Nach mehr als 20 Jahren Karriereberatung weiß ich sicher: Im Vorstellungsgespräch kommen Kandidaten nicht weit mit „Ich antworte da aus dem Bauch heraus“ oder „Das regelt in dem Moment schon der gesunde Menschenverstand“. Beides kann zwar helfen. Aber nur mit intensiver Vorbereitung sind Sie auf der sicheren Seite. Am Beispiel der folgenden Fragen wird es deutlich.
Erzählen Sie etwas über sich!
Meistens geht es dann so los: „Ich bin Victoria, 43, geboren in Bielefeld“ – und weiter: „Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Ausbildung gemacht, dann war ich drei Jahre da, dann fünf Jahre dort, dann sechs Jahre dort usw.“ Der Personaler fängt an, sich zu langweilen – er hat schließlich die Unterlagen vor sich liegen, in denen das bereits steht. Er möchte auf die Frage „Erzählen Sie etwas über sich“ etwas anderes hören. Was aber ist das?
Sie überlegen sich drei Fähigkeiten, die Sie für diese Position mitbringen. Wenn es zum Beispiel ein Job mit Kundenverkehr ist, überlegen Sie: Wo waren Sie überall schon mit Kunden in Kontakt? Und dann spinnen Sie das wie einen roten Faden durch Ihren Lebenslauf. Wie zum Beispiel meine Kundin, bei der es um eine Position mit dem Schwerpunkt Kundenbetreuung ging. Sie hat früher schon in der Schule Nachhilfe gegeben, im Studium hat sie einen Kongress organisiert, da hat sie die Teilnehmer eingeladen und betreut. Dann hatte sie ein freiwilliges soziales Jahr, in dem sie mit Eltern, Kindern und Pädagogen gearbeitet hat. Und auch in ihrer jetzigen Tätigkeit im Familienrat muss sie organisieren. Da muss sie die Menschen einladen und betreuen, und dabei kommt ihr ihre emotionale Intelligenz zugute. Das zieht sich wie ein roter Faden durch ihren Lebenslauf. Und es ist nicht so stinklangweilig, wie zu sagen: „Ich bin so alt, dort geboren usw.“ Diese roten Fäden müssen Sie immer spinnen für das, was Sie zu diesem Job beitragen können. Wenn Sie das so machen bei der Frage „Erzählen Sie was über sich“, dann werden Sie sehen, da wird der Personaler gleich hellwach. Denn das macht in der Regel niemand.
Warum sollten wir Sie einstellen?
Warum sind Sie richtig für diesen Job?
Wenn Sie jetzt denken: „Weil ich die Beste für den Job bin“, dann ist das zwar die richtige innere Einstellung, die Sie mitbringen sollen. Aber wenn Sie es sagen, ist es erstmal nur eine hohle Behauptung. Hier geht es darum, dass Sie Beispiele, Beispiele, Beispiele bringen. „Weil ich in den letzten fünf Jahren schon Kunden betreut habe, sowohl telefonisch als auch per Mail. Ich hatte auch in der letzten Position die Verantwortung für die Reklamationen usw.“ Auch hier geht es darum, dass Sie Ihre Vorzüge noch einmal benennen. Ihr Nutzen steht im Vordergrund.
Was sind Ihre Stärken / Was sind Ihre Schwächen?
Diese zwei nenne ich bewusst zusammen, weil sie auch zusammengehören. Manche Kunden fragen mich: „Frau ter Horst, kann ich dann erzählen, dass ich eine Schwäche für Schokolade habe?“ Nein, bitte nicht! Wenn Sie 30, 40, 50 Jahre alt sind und jemand fragt nach Ihren Schwächen, und Sie sagen: „Ich habe eine Schwäche für Schokolade“ oder „Ich rauche immer noch“ oder „Ich kann mein Sportprogramm nicht durchhalten“, hat das doch im Kontext Vorstellungsgespräch keine Bedeutung. Was Sie auch bedenken sollten: Nennen Sie keine Schwäche, die direkt Einfluss auf Ihre wichtigsten Tätigkeitsfelder im Zieljob hat. Überlegen Sie sich lieber: Was ist Ihre größte Stärke? Ich selbst bin zum Beispiel unglaublich hartnäckig. Das führt dazu, dass ich Sachen, wenn ich sie einmal angefangen habe, auch zu Ende führe. Das ist ja positiv und deshalb eine meiner Stärken. Diese Stärke hat natürlich eine Kehrseite, denn dort, wo Sonne ist, ist auch zwangsläufig Schatten. Die Schattenseite vom Hartnäckigsein ist: Wenn das Pferd tot ist, sollte man absteigen. Und ich neige dazu, Sachen noch ein bisschen länger machen zu wollen, weil ich sie gerne zu einem guten Ende führen will. Aber man muss nicht alles zu einem guten Ende führen, denn manche Sachen funktionieren einfach nicht, auch wenn man länger dranbleibt. Das zu erkennen, das ist die Kunst. Und was habe ich über die Jahre gelernt? Wann der richtige Moment ist, aufzuhören. Personaler wollen eine reflektierte Antwort, wenn es um die Schwächen geht. Sie sollten also darüber nachdenken, wie Sie eine Schwäche gut mit einer Stärke zusammenbringen können.
Hatten Sie schon mal einen Misserfolg?
Wenn man jünger ist, vielleicht Mitte 20, dann sind Misserfolge und Niederlagen natürlich anders belegt als mit 40, 50 oder 60. Da kann man durchaus, wenn man frisch im Job als Karrierestarter ist, von einer verhauenen Prüfung oder von einer Sportgeschichte erzählen, auf die man sich sehr gefreut hat und die in die Hose gegangen ist. Beim Sport heißt es ja: Vor dem Spiel ist nach dem Spiel und nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Was man aus dem Sport lernt, ist, dass man nicht immer gewinnen kann. Dass man wieder aufsteht, analysiert und weitermacht, die nächste Chance ergreift. Wenn Sie kurz von einem Patzer erzählen und dann erklären, dass Sie bei einer Niederlage reflektieren und es nochmal angehen bzw. es beim nächsten Mal besser machen, dann ist das eine Antwort, mit der ein Arbeitgeber etwas anfangen kann. Dann weiß er, Sie sind nicht wie ein Käfer, der es nicht schafft, wieder aufzustehen, nachdem er einmal umgefallen ist. Es geht bei dieser Frage weniger um den Misserfolg selbst als darum, wie Sie damit umgehen.
Ich sehe keinen roten Faden in Ihrem Lebenslauf
Es gibt immer einen roten Faden. Wenn der Personaler keinen roten Faden in Ihrem Lebenslauf sieht, dann kann ich nur sagen: Dann haben Sie den Inhalt nicht richtig präsentiert, den Fokus falsch gewählt. Die meisten Menschen legen den Fokus in ihrem Lebenslauf auf die unterschiedlichen Stationen. Wenn man von der Versicherungsbranche in den medizinischen Bereich wechselt, dann haben die Branchen auf jeden Fall nicht so viel miteinander zu tun. Aber wenn Sie hier wie dort kaufmännische Sachbearbeiterin waren, dann ist das der rote Faden. Wenn das nicht erkannt wird, dann haben Sie es nicht richtig dargestellt.
Menschen erfinden sich nicht von einer beruflichen Station zur nächsten komplett neu. Sie setzen mehr oder weniger die gleichen Stärken ein – nur der Rahmen ändert sich. Wenn Sie das erkennen, finden Sie den roten Faden in Ihrem Lebenslauf.
Was ist eine gute Führungskraft?
Diese Frage wird auch oft gestellt. Überlegen Sie mal, wer sitzt Ihnen da gegenüber? Unter Umständen Ihr potenzieller neuer Chef. Da müssen Sie höllisch aufpassen. Da können viele Fettnäpfchen lauern. Nicht nur für diese Frage, sondern auch für andere gilt: Sie dürfen nicht über etwas Negatives aus der Vergangenheit reden. Überlegen Sie, wie und wo Sie Ihre größten Erfolge gefeiert haben und in welchem Umfeld das war. Was ist es ganz konkret, was Sie sich wünschen und woran erkennen Sie das? Möchten Sie einen Chef, der immer die Tür offen hat? Oder möchten Sie einen Chef, der sich jede Woche eine Stunde mit Ihnen hinsetzt und das auch terminiert? Wie haben Ihre jeweiligen Chef dazu beigetragen, dass Sie Ihre Erfolge erzielen konnten? Darüber können Sie sprechen.
Natürlich sind nicht nur diese Fragen relevant, sondern es gibt viele weitere. In unserem eLearning-Programm behandeln wir mehrere Seiten mit Fragen. Es gibt auch Bücher mit den 100 meistgestellten Fragen. Die treffen natürlich nicht alle auf jeden zu. Aber wenn Sie ganz genau wissen wollen, mit welchen Sie konfrontiert werden könnten und wie Sie die am besten beantworten, dann suchen Sie sich einen Sparringspartner. Nichts ist frustrierender, als wenn man schon bis zum Vorstellungsgespräch gekommen ist und dann eine Absage kassiert. Der zweite Platz ist der frustrierendste Platz!
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