In den Sozialen Medien ist das Du längst etabliert – jetzt duzen immer mehr Unternehmen ihre Zielgruppen auch in den Stellenausschreibungen. Doch Vorsicht: Ein Hinweis auf eine Duz-Kultur im Arbeitsalltag ist das noch lange nicht.
„Sei einer der ersten Bewerber“, „Du bist ein wichtiger Bestandteil unseres Teams“ – das lockere Du setzt sich in Stellenanzeigen immer mehr durch. Nicht nur, wenn es um die Besetzung von Ausbildungsplätzen geht oder junge Start-ups inserieren. Auch in traditionell eher konservativen Branchen werden potenzielle Bewerber:innen mit Du angesprochen. Das kann Kandidat:innen ganz schön aufs Glatteis führen, wenn die nämlich von der Anzeige auf die Umgangsformen im Unternehmen schließen und im Anschreiben oder Vorstellungsgespräch Vorgesetzte und Kollegen locker duzen – obwohl das nicht üblich ist.
Warum also das Du in Stellenanzeigen? Für die meisten Unternehmen ist es eine reine Marketingstrategie:
- Das Du signalisiert eine offene, lockere und moderne Unternehmenskultur. Davon sollen sich Bewerber:innen angesprochen fühlen, die nach einem dynamischen Arbeitsumfeld suchen.
- GenY und GenZ sind mit dem Du in den sozialen Medien aufgewachsen. Durch die gleiche informelle Ansprache in Stellenanzeigen möchten Unternehmen eine Verbindung zu jungen Talenten herstellen und deren Interesse wecken.
- Das Du in Stellenanzeigen kann außerdem darauf hinweisen, dass das Unternehmen eine flache Hierarchie pflegt und Wert auf ein gleichberechtigtes Miteinander legt. Das soll Bewerbern das Gefühl geben, dass sie aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden und ihre Meinungen berücksichtigt werden.
- „Wir sind freundlich, kooperativ und teamorientiert“ – das Du lässt ein Unternehmen sympathisch rüberkommen.
Insgesamt dient das Du in Stellenanzeigen also dazu, dem Arbeitgeber ein positives Image zu verleihen und vor allem junge Arbeitskräfte anzulocken – in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.
Das bedeutet aber keine Aufforderung für Newcomer, im (Anfangs-)Kontakt zu duzen!
Unsere Tipps für Bewerber:innen:
- Recherche: Holen Sie sich Informationen über das Unternehmen ein. Wie ist der Ton auf der Website, in Mitarbeiterberichten? Achtung: Das Du auf Social Media Kanälen kann irreführend sein!
- Nur wenn zweifelsfrei klar ist, dass sich alle im Unternehmen grundsätzlich duzen, ist das Sie im Bewerbungsprozess fehl am Platz. Zum Beispiel, wenn es entsprechende Hinweise auf der Website gibt oder der Arbeitgeber in einer ersten Kontaktaufnahme duzt. Ansonsten ist das Sie im Anschreiben ein Muss.
- Im ersten persönlichen Gespräch nehmen Sie die Signale der Gesprächspartner auf. Wenn das Gegenüber das Du anbietet oder von sich aus zum Duzen übergeht, können Sie diesem Beispiel folgen. Andernfalls bitte die formelle Anrede beibehalten.